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Deutschkurs - Café Refugio
Die Nominalisierung (Substantivierung) • Wir sprechen von einer Nominalisierung bzw. von einer Substantivierung, wenn Wörter (Verben, Pronomen, Adverbien, Präpositionen, Konjunktionen und Interjektionen) als Substantive gebraucht werden.
• Nominalisierte Wörter werden stets groß geschrieben.
Beispiele für Nominalisierungen (= Substantivierungen)
Wortart
Beispiel
Adjektiv
gut, böse
Das Gute siegt über das Böse.
Pronomen
niemand
Ich bin doch kein Niemand.
Injektion
hmm, öh, ähm
Deine Hmms und Öhs und Ähms finden ich langsam lächerlich.
Adverb
heute, gestern
Ich lebe im Heute, du aber lebst wohl noch im Gestern.
Präposition
auf, ab
Das Auf und Ab deiner Gefühle gefällt mir gar nicht!
Konjunktion
wenn, aber
Verb
Nominalisierung
Ohne Wenn und Aber erwarte ich morgen deinen Rückruf.
Das Fahren und Herumkurven mit fahren, meinem neuen Auto macht mir herumkurven großen Spaß.
• Wenn ein Text viele Nominalisierungen enthält, spricht man vom „Nominalstil“.
• Den Nominalstil finden wir hauptsächlich in der Wissenschafts- und •
Fachsprache und in journalistischen Texten.
In der Alltagssprache, in der mündlichen Kommunikation und in erzählenden Textformen wird hauptsächlich der Verbalstil verwendet.
© Reinhard Laun
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Die Nominalisierung von Adjektiven Viele Substantive haben bestimmte Endungen, wie z.B.
• „-tum" (Eigentum, Reichtum, Besitztum, usw.)
• „-heit“ (Schönheit, Bekanntheit, Fremdheit usw.)
• „-keit“ (Obdachlosigkeit, Undankbarkeit, Gutmütigkeit usw.).
Diese Substantive können aus Adjektiven hergeleitet werden.
• Viele Adjektive können Nomen werden, wenn man „-ung, -heit, -keit, tum, -nis, -sal, -ling" an das Adjektiv anhängt.
Einige Beispiele zur Nominalisierung von Adjektiven: ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
müde
die Müdigkeit
elegant
die Elegantheit
köstlich
die Köstlichkeit
bescheiden
die Bescheidenheit
eitel
die Eitelkeit
hässlich
die Hässlichkeit
dankbar
die Dankbarkeit
reserviert
die Reserviertheit
dumm
die Dummheit
frei
die Freiheit
schnell
die Schnelligkeit
böse
die Bosheit
freundlich
die Freundlichkeit
arbeitslos
die Arbeitslosigkeit
gefährlich
die Gefährlichkeit
© Reinhard Laun
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ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
klug
die Klugheit
klar
die Klarheit
schnell
die Schnelligkeit
gerade
die Geradheit
lieb
die Liebschaft
verrückt
die Verrücktheit
verliebt
die Verliebtheit
heiter
die Heiterkeit
einsam
die Einsamkeit
verschwiegen
die Verschwiegenheit
wild
die Wildheit
grob
die Grobheit
schlau
die Schlauheit
tapfer
die Tapferkeit
bunt
die Buntheit
krank
die Krankheit
gesund
die Gesundheit
langsam
die Langsamkeit
sportlich
die Sportlichkeit
dunkel
die Dunkelheit
hell
die Helligkeit
lahm
die Lahmheit
giftig
die Giftigkeit
köstlich
die Köstlichkeit
leichtsinnig
die Leichtsinnigkeit
offen
die Offenheit
© Reinhard Laun
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ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
platt
die Plattheit
sauber
die Sauberkeit
schädlich
die Schädlichkeit
schlank
die Schlankheit
schwach
die Schwachheit
spitzfindig
die Spitzfindigkeit
steil
die Steilheit
stumpf
die Stumpfheit
trocken
die Trockenheit
ungeschickt
die Ungeschicktheit
ungesund
die Ungesundheit
vorsichtig
die Vorsichtigkeit
verkehrssicher
die Verkehrssicherheit
verletzt
die Verletztheit
warmherzig
die Warmherzigkeit
weich
die Weichheit
winzig
die Winzigkeit
zahm
die Zahmheit
zärtlich
die Zärtlichkeit
angeekelt
die Angeekeltheit
entspannt
die Entspanntheit
erregt
die Erregtheit
unbekümmert
die Unbekümmertheit
unsicher
die Unsicherheit
mutlos
die Mutlosigkeit
behutsam
die Behutsamkeit
© Reinhard Laun
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ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
unsportlich
die Unsportlichkeit
hitzig
die Hitzigkeit
furchtsam
die Furchtsamkeit
sprachlos
die Sprachlosigkeit
zufrieden
die Zufriedenheit
unverbesserlich
die Unverbesserlichkeit
verträumt
die Verträumtheit
verlegen
die Verlegenheit
nett
die Nettigkeit
schüchtern
die Schüchternheit
großzügig
die Großzügigkeit
gelangweilt
die Gelangweiltheit
erschrocken
die Erschrockenheit
fassungslos
die Fassungslosigkeit
fröhlich
die Fröhlichkeit
gelassen
die Gelassenheit
gestresst
die Gestresstheit
heiter
die Heiterkeit
munter
die Munterkeit
niedergeschlagen
die Niedergeschlagenheit
schuldig
die Schuldigkeit
schwach
die Schwachheit
sicher
die Sicherheit
vergnügt
die Vergnügtheit
verwirrt
die Verwirrtheit
leicht
die Leichtigkeit
© Reinhard Laun
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ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
leichtsinnig
die Leichtsinnigkeit
korrekt
die Korrektheit
herrlich
die Herrlichkeit
gefährlich
die Gefährlichkeit
gefällig
die die Gefälligkeit
höflich
die die Höflichkeit
kariert
die Kariertheit
locker
die Lockerheit
bekannt
die Bekanntheit
einfach
die Einfachheit
richtig
die Richtigkeit
laut
die Lautheit
neu
die Neuheit
rau
die Rauheit
aufmerksam
die Aufmerksamkeit
bereit
die Bereitschaft
genügsam
die Genügsamkeit
verliebt
die Verliebtheit
lieblos
die Lieblosigkeit
grausam
die Grausamkeit
sicher
die Sicherung
trüb
die Trübsal
heil
die Heilung
los
die Losung
finster
die Finsternis
trüb
die Trübung
© Reinhard Laun
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ADJEKTIV
NOMEN (SUBSTANTIV)
langsam
die Langsamkeit
schnell
die Schnelligkeit
kühn
die Kühnheit
faul
die Faulheit
müde
die Müdigkeit
ungleich
die Ungleichheit
gleich
die Gleichheit
Das Nominalisieren von Verben • Wenn wir einen Text nominalisieren, formen wir verbale Ausdrücke in • •
nominale Ausdrücke um. Dies geschieht immer dann, wenn wir Verben, Adjektivverben oder Funktionsverbgefüge durch Nomen ersetzen.
A. Nominalisierter Infinitiv: Verben, die kleingeschrieben werden, können zu Nomen (Substantive) werden. Als Nomen werden sie dann groß geschrieben.
Dies ist immer der Fall, wenn ….
1. Verben mit oder ohne Artikel allein stehen und ein Substantiv ersetzen.
2. Verben nach einem Adjektiv stehen.
3. Verben nach einem Pronomen stehen.
4. Verben nach einer Präposition stehen.
Beispiele für nominalisierte Verben, die ein Substantiv ersetzen sehen
-
das Sehen
lesen
-
das Lesen
rennen
-
das Rennen
lernen
-
das Lernen
© Reinhard Laun
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spielen
-
das Spielen
hören
-
das Hören
riechen
-
das Riechen
fahren
-
das Fahren
parken
-
das Parken
lachen
-
das Lachen usw.
Beispiele für nominalisierte Verben, die nach einem Adjektiv stehen
-
Richtiges Sehen im Straßenverkehr ist wichtig.
Blindes Vertrauen schadet dir!
Schönes Singen erfüllt den Raum.
Lautes Schreien stört die Mittagsruhe.
Erst nach heftigem Klopfen öffnete er die Tür.
Das unbeabsichtigte Öffnen des Fensters führte zu einem lauten Zuschlagen der Tür.
Beispiele für nominalisierte Verben, die nach einem Pronomen stehen
-
Sein Toben nimmt kein Ende.
Sein Trommeln stört mich.
Mein Lachen war noch niemals leise.
Unser Ankommen verspätet sich um eine halbe Stunde.
Beispiele für nominalisierte Verben, die nach einer Präposition stehen
-
Nur durch Lernen kann man gute Noten erreichen.
Wider Erwarten hat es heute nicht geregnet.
Beim Essen hat er sich verschluckt.
Zum Trinken soll er sich ein Glas nehmen und ich aus der Flasche trinken.
© Reinhard Laun
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B. lexikalisierte Nomen: antragen beabsichtigen türmen ankommen abhängen abdrucken brechen
- - - - - - -
Antrag
Absicht
Turm
Ankunft
Abhang
Abdruck
Bruch
- - - - - -
C. Nomen auf -ung: gefährden hoffen gründen fordern passen vergnügen
Gefährdung
Hoffnung
Gründung
Forderung
Passung
Vergnügung
D. Nominalisierung von Adjektivverben alt werden bereit sein reich sein interessiert sein anwesend sein abwesende sein
- - - - - -
die Alterung
dieereitschaft (zu)
der Reichtum (an)
das Interesse (an)
die Anwesenheit
die Abwesenheit
E. Nominalisierung von Verben mit Negation nicht aufrichtig sein nicht mobil sein nicht beachten nicht gefallen nicht beliebt sein nicht gleich sein nicht fähig sein nicht auffällig sein © Reinhard Laun
- - - . - - -
-
die Unaufrichtigkeit
die Immobilität
die Nichtbeachtung
das Missfallen
die Unbeliebtheit
die Ungleichheit
die Unfähigkeit
die Unauffälligkeit
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F. Nominalisierung von Modalverben können - die Fähigkeit, die Erlaubnis (zu)
können - die Möglichkeit
dürfen - die Erlaubnis (zu)
müssen - die Notwendigkeit (zu)
müssen - der Zwang (zu)
G. Nominalisierung von Funktionsverbgefüge Abstand nehmen von in Kraft treten etwas in Betrieb nehmen etwas zur Sprache bringen etwas in Zweifel ziehen
einen Antrag stellen einen Beitrag leisten zu ein Gespräch führen jemandem Hilfe leisten etwas in Kauf nehmen etwas zur Kenntnis nehmen in Kraft setzen außer Kraft setzen Protokoll führen jemandem etwas in Rechnung stellen
© Reinhard Laun
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die Abstandsnahme
das Inkrafttreten
die Inbetriebnahme
das Ansprechen
der Zweifel (an)
- - - - - - - - - -
die Antragsstellung
die Beitragsleistung
die Gesprächsführung
die Hilfeleistung
die Inkaufnahme
die Kenntnisnahme
die Inkraftsetzung
die Außerkraftsetzung
die Protokollführung
die Rechnungsstellung
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Vergleich: verbal - nominal VERBAL
NOMINAL
Wenn du erkältest bist, solltest du Bei einer Erkältung solltest du im Bett bleiben. im Bett bleiben. Ehe es zu regnen anfängt, müssen wir zu Hause sein.
Vor dem Regen müssen wir zu Hause sein.
Obwohl ich müde bin, kann ich nicht einschlafen.
Trotz Müdigkeit kann ich nicht einschlafen.
Mein Nachbar fuhr gestern nach Mein Nachbar fuhr trotz der Party mit dem Auto nach Alkoholgenuss nach der Party Hause, obwohl er reichlich Alkohol mit dem Auto nach Hause. genossen hatte. Das Flugzeug flog so hoch, dass man es nicht mehr sehen konnte.
Durch die große Flughöhe konnte man das Flugzeug nicht mehr sehen.
Das Essen war so schlecht, dass Wegen des schlechten Essens beschwerten wir uns beim Koch. wir uns beim Koch beschwerten. Da die Heizung in der Schule Wegen der kaputten kaputt ist, müssen die Schüler zu Schulheizung müssen die Schüler zu Hause bleiben. Hause bleiben. Obwohl ich krank bin, gehe ich in die Schule.
Trotz Krankheit gehe ich in die Schule.
Als sie 16 Jahre alt war, verliebte sie sich.
Mit 16 Jahren verliebte sie sich.
Der Supermarkt will seinen Warenumsatz erhöhen. Dafür vergrößert er sich.
Zur Erhöhung des Warenumsatzes vergrößert sich der Supermarkt.
Man soll täglich einen Vielleicht kann man durch einen Mittagsschlaf halten. Dadurch täglichen Mittagsschlaf länger könnte man vielleicht länger leben. leben.
© Reinhard Laun
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